Johanna von Orléans ist 19 Jahre alt, als sie nach ihren sehr erfolgreichen Feldzügen – in Männerrüstung für die Franzosen im hundertjährigen Krieg kämpfend - schließlich von den Burgundern gefangen genommen, an England ausgeliefert und zum schrecklichen Foltertod auf dem Scheiterhaufen verurteilt wird. Zur Nationalheldin stilisiert ist sie in den meisten Lesarten in erster Linie starke Widerstandskämpferin gegen die Obrigkeiten, die sie gefangen nehmen und foltern, und französische Volkstribunin, die voll Überzeugung gegen eine Übermacht antritt und sich auch im anschließenden Verhör fest und standhaft erweist. Aber wird das dieser Figur in ihrer Vielschichtigkeit gerecht? Ist sie nicht vielleicht doch eher ein verrücktes, fanatisch-religiöses Kind? Woher kommen die Stimmen, die sie hört? Überdeckt ihre Stärke nicht eine zarte, verletzliche und unsichere Seite? Johanna scheint mehreres in sich zu verkörpern, Überzeugung und Zerrissenheit, religiösen Fanatismus und geistige Verwirrung, Mann und Frau, Verunsicherung und Standhaftigkeit, Heldin und gebrochene Verliererin. Das macht diese Frau so überaus interessant, dass sich viele KünstlerInnen immer wieder mit ihr auseinandersetzen.
Georg Friedrich Händel, ein echter Europäer, ein Superstar der Barockzeit komponierte Musik im Überfluss – darunter den Messias mit dem weltbekannten Halleluja. Zur Wiedereröffnung der frisch renovierten Laeiszhalle lässt es der Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Chor Hamburg gemeinsam mit den Dresdner Kapellsolisten und renommierten Solisten als Auftakt zur neuen Saison erklingen – und zwar zum Mitsingen!
Händels Der Messias gilt als Inbegriff geistlicher Musik und zählt zu den am häufigsten musizierten Werken. Und das nicht ohne Grund. Das Werk erzählt die Geschichte des Gottessohnes von der Geburt bis zum Tod in stillen und strahlenden Arien, aufbrausenden und mitreißenden Chören und Gesängen. Zum 300. Geburtstag von Friedrich Gottlieb Klopstock führt es der Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Chor Hamburg in einer deutschen Fassung des Dichters auf, der sie eigens für den »Hamburger Bach« Carl Philipp Emanuel
1775 verfasste.
Das Konzert ist eingebettet in den Händel-Zyklus der CPEB-Akademie Hamburg, der 2022 in der Elbphilharmonie mit der Aufführung von Händels Dixit Dominus und seiner Cäcilien-Ode startete. Mit diesem Zyklus stellt die CPEB-Akademie Hamburg den Komponisten nachhaltig ins Rampenlicht und erinnert daran, dass Händel zur Reihe der berühmten Komponisten zählt, die den Ruf Hamburgs als deutsche Musikmetropole mitprägten.
Und was verbindet Händel nun mit den „Frauen in der Kunst“, denen diese Saison gewidmet ist? Rund 120 Frauengestalten tauchen in Händels Werken auf, in den frühen Kantaten, in den großen italienischen Opern und auch später in den englischen Oratorien. Darüber hinaus hatte der Musikdirektor und Impresario Händel natürlich mit zahlreichen Protagonistinnen eines sehr facettenreichen Frauengeflechts zu tun: kapriziösen Operndiven wie Francesca Cuzzoni oder Faustina Bordoni, der Tänzerin Marie Sallé oder der nahezu vergessenen Kitty Clive, Schauspielerin und Stern des damaligen Londoner Theaterhimmels, für die Händel etliches geschrieben hat, die aber gleichzeitig auch beim „Messias“ als Solistin tätig war sowie natürlich die Adligen des britischen Königshaus – nicht zuletzt die in seiner Zeit herrschenden Königinnen.